Die 10 beeindruckendsten Ruinen in Wales
18.07.2019 10:25Wales ist das Land der Burgen und Schlösser - über 600 davon gibt es noch. Doch viele von ihnen sind nur noch Ruinen, zerstört und geschliffen nach dem Englischen Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert. Prunkvolle Säle oder opulente Räume findet man kaum noch. Umso mehr Raum bieten die Überreste für Interpretation, für Hirngespinste und Fantasien. Hier ein Geist, dort ein verwunschener Brunnen, ein Kerker noch dazu - nehmt euch Zeit für die Legenden hinter den Fassaden. Hier sind meine zehn Favoriten der beeindruckendsten Ruinen in Wales, acht Burgen und Schlösser sowie zwei religiöse Bauten.

Caernafon Castle
Einfach gewaltig: Caernarfon Castle liegt an der Mündung des Flusses Seiont und ist ein beeindruckendes Beispiel für den edwardianischen Stil. Von James of St. George entworfen, begann der Bau im Jahr 1283. Heute sind noch die kompletten Außenmauern sowie viele Räume als Museum erhalten. König Edwards Sohn (Edward II.) wurde in Caernarfon geboren - und später der erste Prince of Wales. Diesen Titel trägt seitdem der erste Thronfolger in der britischen Monarchie. Prince Charles war denn auch 1969 in Caernarfon, um den Titel anzunehmen. Ganz so royal fühle ich mich hier in strömendem Regen zwar nicht - auf mein Winken vom königlichen Balkon reagiert niemand. Die Erkundung des Schlosses benötigt Zeit, mit engen Gängen, viele Treppen und hohen Türmen. Und auf jeden Fall über die Brücke laufen, um das Castle in voller Pracht zu sehen.
GPS: LL55 2AY

Caerphilly Castle
Einfach schräg: Caerphilly Castle befindet sich auf einer Insel und gilt als das erste konzentrische Schloss, das in Wales erbaut wurde. Der Bau der Festung, die zweitgrößte in Großbritannien, begann 1268 unter Graf Gilbert de Clare. Nach der Schleifung im 17. Jahrhundert verfiel die Burg, bis der 3. Marquess of Bute, um 1860 der reichste Mann der Welt, mit der Restaurierung begann. Der demolierte und schief stehende Südostturm (im linken Drittel des Bildes) ist heute zu einem Markenzeichen geworden. Sehenswert sind auch die renovierte Wohnhalle, nachgebaute Katapulte und die vielen Gänse, die sich in und um die Wasserflächen tummeln.
GPS: CF83 1JD

Carreg Cennen
Einfach neblig: Im dichten Dunst wandere ich den Hügel hoch zur Burg, kann außer ein paar Schafen kaum etwas erkennen. Erst allmählich rückt das ursprünglich im 12. Jahrhundert gebaute Carreg Cennen Castle in den Vordergrund. Nur noch wenig ist von der Burg erhalten, bei gutem Wetter zumindest soll ein atemberaubender Ausblick lohnen. Doch wegen des Nebels spiele ich Verstecken mit mir selbst und wage mich noch ein enge, glitschige Treppe hinab in die dunkle und feuchte Kalksteinhöhle. Ohne Sonnenschein definitiv ein unheimlicher Ort.
GPS: SA19 6UA

Einfach urig: Chepstow Castle gilt als die älteste steinerne Burg in Großbritannien - die Bauarbeiten begannen bereits 1067, also ein Jahr nach der normannischen Invasion. Auch die etwa 800 Jahre alten Torflügel sind noch erhalten und im Museum zu sehen. Die Burg liegt idyllisch auf einer Klippe über dem Wye-Fluss - mit imposantem Blick auf den Ort und die markante Wye-Brücke. In der großen Halle kann man noch ein bisschen von dem einstigen Glanz der langgezogenen Burg erahnen.

Einfach schön ist die Aussicht von den hohen Türmen des Conwy Castle - direkt auf die malerische Kleinstadt Conwy an der Nordküste von Wales und auf die Mündung des Flusses mit dem gleichen Namen. Zwischen 1283 und 1289 wurde das pompöse Schloss unter König Edward I. erbaut - und es gilt als eines der schönsten Werke des Architekten James of St. George. Ich erklimme zwar wegen der vielen Stufen nicht alle der acht gigantischen Türme, doch auf jedem fühlt man sich wie der König der Welt. Ebenfalls ein Muss: Ein Foto von der östlich gelegenen Suspension Bridge.

Einfach atemberaubend: Die Burg mit der schönsten Aussicht in Wales heißt Harlech Castle - sie wurde auf dem Gipfel eines 60 Meter hohen Hügels mit Blick auf die Cardigan Bay und die Llŷn-Halbinsel erbaut. Prunkvolle Innenräume gibt es auch hier nicht mehr, dennoch ist das im Vergleich zu Conwy und Caernarfon eher kleine Harlech Castle eines der beliebtesten Schlösser in Wales. Von den steilen Klippen genießt man eine wunderbare Sicht auf Küste Kambriens - um oben auf dem Wehrgang zu laufen, sollte man schwindelfrei sein und sich bei starkem Wind festhalten. Die modern geschwungene Brücke zum Castle ist ein echter Hingucker.

Einfach cool: Das Pembroke Castle liegt im Südosten von Wales - es ist nicht nur das größte Schloss in Privatbesitz in Wales, sondern auch eines der ältesten. An drei Seiten ist die gewaltige Ruine von Wasser umgeben. Und nicht nur ist die Lage an Fluss und Ortschaft wunderschön - in der Mitte befindet sich eine riesengroße Karte von Wales, die zugleich das größte Gemälde im gesamten Vereinigten Königreich sein soll. Nicht nur deswegen wird die Burg gerne von Familien besichtigt, sondern auch, weil hier regelmäßig Feste und Veranstaltungen stattfinden. In einigen Räumen gibt es zudem Ausstellungen.

Einfach majestätisch: Raglan Castle ist eine der jüngsten mittelalterlichen Burgen in Wales - und wurde nicht nur für Verteidigungszwecke entworfen, sondern auch zum luxuriösen Repräsentieren. Markant ins Auge fällt heute noch der Rest des mächtigen sechseckigen Towers, von dem man einen tollen Blick auf den Wassergraben und die umliegende Landschaft hat. Die Mauern der Wohnhalle sind recht gut erhalten, ebenso die Keller und einige Holzschnitzereien. Selbst einen Thron kann man noch finden - und die Reste der Schatzkammer.

Einfach idyllisch: Unterhalb der westlichsten Stadt von Wales gelegen liegt die Kathedrale von St Davids - leicht schief an einem Hügel, umgeben von einem kleinen Friedhof, einem plätschernden Bach und dem Bischofspalast. Während die Kathedrale, im Ursprung eine der ältesten in Großbritannien, über die Jahrhunderte immer wieder aufgebaut und renoviert wurde, stehen vom einstigen Bischofssitz noch Gewölbe, Mauern und Türme. Das Ensemble der beiden Gebäude ist einmalig. Und von den Ruinen des Bischofssitzes aus ergeben sich wunderbare Bilder auf die Kathedrale.

Einfach im Nirgendwo: Die Anfahrt zur Tintern Abbey gestaltet sich schwierig. Eine Straßensperrung nötigt mich zu einem Umweg durch finstere Wälder und enge Sträßchen. Doch dann, fast versteckt, ragt dieses gewaltige steinerne Gerippe im Wye-Tal auf. Das erste Zisterzienserkloster in Wales, bald 900 Jahre alt - heute eine der schönsten sakralen Ruinen überhaupt. Bei Regen und Nebel wirkt die Abtei fast unheimlich. Die kahlen Mauern ragen hoch hinauf, im immensen Kirchenschiff ist der Boden von Gras gesäumt, auf dem das Licht die Schatten spielen lässt. Eine Ruine wie im Märchen.
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