Kuba - Dirty Dancing in Trinidad

07.08.2013 14:16

Im Tanzpalast.

 
Die kalten Mojitos stehen vor uns auf dem Tisch in der Casa de la Trova in Trinidad. Die meisten Plätze sind schon besetzt, es ist ein warmer Abend an der Südküste Kubas, ein paar Sterne kann man bereits über dem offenen Reben-umrankten Innenhof erkennen. Auch die erste Band hat sich schon unter dem großen Namensschild der Bar positioniert, die Musiker spielen natürlich Salsa, die Trompete lautstark im Einklang mit der Gitarre, dem Bass und dem Gesang. Rhythmisch, lasziv, betörend. Es dauert nicht lange, bis einige routinierte Tänzer - schwarze Lackschuhe, die obersten Knöpfe am Hemd offen - mit forschem Blick und der hingestreckten Hand die aufgebrezelten Frauen zum Tanzen auffordern. Vor, zurück, tap, irgendwas, keine Ahnung, ich erinnere mich nur mal an einen kurzen Salsa-Crashkurs in Cali in Kolumbien zurück. Jetzt gerade wünsche ich mir, ich hätte doch ein bisschen aufgepasst oder noch zuhause mit etwas Youtube-Hilfe geübt.
 
Die Stimmung wird mit dem fließenden Rum immer besser, die Musik aufgedrehter und lauter, zum Unterhalten schon nicht mehr geeignet. Einige uralte Kubaner tanzen auch bereits direkt in der Mitte des Innenhofs; er, schlank, im schicken weißen Hemd, dazu ein Käppi und Lackschuhe, sie, etwas beleibter, im Blümchenkleid und roten Sandalen, scheinbar eher die nette Großmutter als ein heißer Partyfeger. Die gute Laune steckt an, es ist kein Gehampel, sondern bei den Könnern exzessiv, lustvoll, spielerisch. 
 
Band in Trinidad, Kuba. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Einer nach dem anderen fordern die Stammtänzer die anderen Gäste auf, tanzen mal miteinander, mal fordernd gegeneinander. Blicke kreuzen sich, euphorisches Lachen, verschämtes Grinsen ist das Resultat. Man will nicht debil wirken, keine Spaßbremse sein, sondern die Coolness im Rhythmus des Salsa spüren und auf die eigenen Hüften und Füße übertragen. Mitsingen geht bei den wenigsten Liedern, da werden die Lippen geschürzt, ein Lalala angedeutet oder man schweigt und schwingt die Arme. Einige Mädchen setzen ihre Discoschnute auf, tanzen sexy, selbstbewusst. Der nächste Mojito kommt, zwischendurch mal ein Rum mit Cola, und irgendwann sind wir alle mit tanzen dran. 
 
Tanzstimmung in Trinidad, Kuba. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Sie kommt auf mich zu, die nette Omi im Blümchenkleid, sie hat schon einige Schweißperlen auf der Oberlippe, sie sagt auch nichts, weil ich sie ja eh kaum verstehen würde - eben wegen der Lautstärke, aber auch wegen meinen nur rudimentären Spanisch-Kenntnissen. Es ist egal, sie lächelt mich an, ich denke mir "scheißegal" und reiche ihr die Hand. Wir tanzen Salsa, sie besser als ich, aber eher wogend entspannt und mit Sicherheitsabstand, wahrscheinlich ist sie in den vergangenen Jahrzehnten jeden Abend hier gewesen. Ich versuche, ihr nicht auf die Füße zu treten, sie lacht, lässt sich treiben, ich schwinge die Arme. Die Dirty-Dancing- und Macarena-Moves kann ich mir getrost sparen. Der Stil ist nicht entscheidend, der Spaß zählt. Man dreht sich um, tanzt mal kurz mit einer anderen, dann wieder zurück und noch ein Partnerwechsel. 
Nach ein paar Liedern bin ich nassgeschwitzt, ich bedanke mich bei Omi mit einem "muchas gracias" - ich schnappe mir einen Mojito und sie sich direkt den nächsten jungen Mann. Eifersucht und Altersgrenzen gibt es beim Salsa in Trinidad nicht, da darf jeder mit jedem. 
 
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Besucht im Juli 2012.
 
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