Leuchtende Skorpione, uralte Bäume: Im Taman Negara Nationalpark

20.05.2025 16:30
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf
 
Wie alt kann ein Wald sein? Wie alt kann ein Baum werden? Offenbar ziemlich alt, wie der Taman Negara Nationalpark in Malaysia zeigt. Der Regenwald hier soll 130 Millionen Jahre alt sein - und ist damit wohl das älteste stabil bestehende Waldgebiet der Welt. Steht zumindest im Reiseführer und auf Wikipedia. Also lasse ich das mal gelten. Als ich mit dem Langboot hier angetuckert komme, sieht der Wald aber nicht so viel anders aus, als die schon von mir bereisten Dschungel in Venezuela, Kamerun, oder Indonesien. Aber ich bin ja auch kein Waldexperte, sondern nur ein neugieriger Reisender.
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf

Den Taman Negara erreicht man entweder per Boot oder per Auto. Letzteres ist natürlich schneller und bequemer, aber die Tourismusexperten wissen, dass die Besucher auf solche Bootstouren stehen. Und es hat ja auch seinen Reiz, zwei Stunden in einem unbequemen Boot auf dem Fluss Sungai Tembeling zu schippern, vom kleinen Ort Kuala Tembeling aus in Richtung Norden. Über milchig braunes Wasser, an kleinen Ortschaften mit Wellblechdach-Hütten vorbei, ab und an eine kleine Moschee. Dank des röhrenden Motors und des Schaukelns kann das Hirn so schön in Trance geraten. Schließlich tauchen die ersten größeren Häuser auf, die ersten Gasthäuser, dann sieht man um eine Rechtskurve die Restaurant-Schiffe ankern. Mehrere Meter die Böschung hinauf zieht sich der Ort Kuala Tahan am Ostufer entlang. Viele Bagger befestigen während meines Besuchs die Ufer - denn hier, wie ich schließlich erfahre, kann das Wasser schnell mal mehrere Meter hoch ansteigen und alles mit sich reißen, was nicht irgendwie befestigt ist.
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf

Dann bin ich endlich angekommen. Und was gibt es jetzt hier im Taman Negara Nationalpark zu tun, außer Bäume in allen Größen und Formen anzuschauen? Na klar: Auch Tiere, Landschaft, Menschen. Nachdem ich in meinem Guest House meine Sachen abgeladen habe, spaziere ich durch den kleinen Ort, nehme ein Wassertaxi und fahre rüber zum Eingang des Nationalparks, für die Registrierung - praktisch gelegen im teuren Hütten-Ressort der Gegend (hier gibt es mittlerweile sogar einen Geldautomaten). Dann laufe ich etwas herum, hier einen Berg hoch, da einen Pfad entlang. Erstmal alles nicht so spektakulär. Dschungel eben, dicht, viele Insekten und abseits der Wege ohne Guide nicht zu empfehlen. Also buche ich eine abendliche Wanderung im Dunklen. Auf hübschere Insekten und Spinnen kann man da immer hoffen, manchmal auch schlafende Vögel. Für größere Tiere wie Tapire oder gar Tiger benötigt man schon sehr viel Glück und Zeit. Doch dies redet mir der Guide schnell aus - bei so vielen Menschen, die hier mittlerweile unterwegs sind, haben sich diese größeren Exoten schon lange verkrochen. Aber es gibt ja noch die leuchtenden Skorpione.    
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf
 
Moment: Ein hellblau schimmernder Skorpion? Will mich da jemand veräppeln? Nein, denn ich kann das Tierchen deutlich vor mir sehen. Es ist stockfinstere Nacht während der Wanderung durch den Taman Negara Nationalpark. Der Guide leuchtet mit seiner kleinen Taschenlampe auf den Skorpion. Erst mit dem weißlich strahlenden Licht der Lampe - da sieht das Spinnentier noch ganz unscheinbar bräunlich aus. Dann schaltet der Guide um auf UV-Licht. Und plötzlich leuchtet der Skorpion bläulich-grün. Verrückt. Ich mache Fotos, natürlich ohne Blitz, und bin fasziniert. Ein paar kleinere Skorpione tummeln sich ein paar Meter entfernt. Und auch hier funktioniert der Trick: Erst braun, dann hellblau. Offensichtlich ganz normal bei Skorpionen, wie ich dann kurze Zeit später auf diversen Internet-Seiten lese. Vereinfacht gesagt, ist das Biofluoreszenz: Das Exoskelett der Tiere absorbiert kurzwelliges UV-Licht und wandelt es in ein für uns Menschen sichtbares Licht um - eben dann Grünblau. Wieder etwas gelernt. 
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolfAm nächsten Tag wandere ich allein auf den ausgebauten Holzpfaden durch den Park. Die Temperaturen sind hoch, die Luftfeuchtigkeit am Anschlag. Ich schwitze nach mehreren Metern, will aber den Bukit Teresek besteigen, ein 334 Meter hoher Berg. Viele Stufen, viel Vegetation, wenige Menschen. Während ich bei gemäßigteren Bedingungen recht problemlos einen solchen "Hügel" erklimmen könnte, wird das hier im Dschungel zur ekligen, feuchten Schinderei. Mir kommen einheimische Touristen entgegen, in langen Klamotten, teils mit Kopftuch, aber auch mal in Flip-Flops. Irgendwie schwitzen die weniger... Endlich oben angekommen, ist die Aussicht zwar hübsch. Doch es fängt auch noch zu regnen an. Super, nass von innen und außen. Unter dem dichten Blätterdach ist es immerhin nicht so wild.
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf
 
Schließlich, wieder zurück, besuche ich noch ein Dorf der Indigenen, der Orang Asli. Die haben ein paar Kilometer flussaufwärts ihre aktuelle Heimstätte. Hin und zurück geht es per "Rapid Shooting" - also in einem Boot, das durch die Stromschnellen brettert. Natürlich werden alle Passagiere klatschnass. Und vor Ort bekommt man dann gezeigt, wie die Indigenen Feuer machen, mit dem Blasrohr schießen und eigentlich so leben würden, wie vor Hunderten von Jahren. Dass das natürlich mittlerweile auch viele Touristen anzieht und dementsprechend manche Orang Asli den Müll und die Segnungen und Probleme der Zivilisation kennen und nutzen, wird klar sichtbar. Immerhin, sagt der "König" hier, gibt es auch noch einige Orang-Asli-Familien, die versteckter im Dschungel und noch "traditionell" leben - also nur von dem, was sie vor Ort jagen, finden und anbauen. 
 
Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf
 
Was bleibt nun vom Taman Negara Nationalpark in meiner Erinnerung? Hohe Bäume, die leuchtenden Skorpione, das Blasrohr-Schießen. Tropisch-feuchte Verhältnisse, Schwitzen ohne Ende. Kuala Tahan, ein Dorf, irgendwo zwischen Zivilisation und Abgeschiedenheit. Menschen, die ihr Leben hier irgendwie bewältigen wollen, hin- und hergerissen zwischen dem traditionellen Leben und dem Fluch und Segen des Tourismus. Dazu mehrere beschauliche Mahlzeiten auf den Restaurant-Schiffen, die unten am Flussufer dümpeln, in denen man gemütlich sitzt, isst und trinkt. Im besten Fall hört man nur das leise Klappern in der Küche und das Rauschen des Wassers. Dann fließt nicht nur der Fluss, sondern auch die Zeit ganz sachte vorbei, bis man sich daran erinnert, dass das nächste Abenteuer ja noch vorbereitet werden muss.   
 

Im Taman Negara Nationalpark in Malaysia. Foto: WanderWithWolf

 

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