Unterwegs in Costa Rica - Und wo sind jetzt die ganzen Tiere?

15.04.2015 11:43

Atemberaubende Landschaften, ein Tierparadies, Traumstrände und Exotik. So verspricht es die Werbung. Und ja, es stimmt, aber irgendwie bin ich doch etwas enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass ich Costa Rica mit anderen Ländern vergleiche. Wenn ich an Traumstrände denke, kommt mir nämlich eher der Playa Medina in Venezuela ins Gedächtnis - hier konnte ich stundenlang faul rumliegen, im stillen Wasser plantschen und unter Palmen Kokosnuss-Wasser schlürfen. Der Strand an der Osa-Halbinsel in Costa Rica sah zwar auf den ersten Blick auch traumhaft aus - Schwimmen war aufgrund der Strömung, der Wellen und scharfkantiger Felsen aber kaum möglich. Ein trotziger Sprung in die Wellen wurde hier umgehend mit einem aufgeschürften Schienbein und Kratzern am Fuß belohnt - der blöde Felsen hatte sich gut versteckt. 

Strand an der Osa-Halbinsel in Costa Rica. Foto: Wolfgang Bürkle

 
Die Tierwelt hatte sich offenbar auch zumindest ein bisschen gegen mich verschworen. Faultiere hatten keine Lust, von ihren ewig hohen Bäumen herunter zu kommen, kleine Säugetiere wie das Aguti suchten schleunigst das Weite, und Raubkatzen ließen sich sowieso erst gar nicht in dem dichten Dschungel blicken. Ein wenig sehnsüchtig dachte ich an den Etosha-Nationalpark in Namibia und den Murchison-Falls-Park in Uganda zurück, wo sich Zebras, Nilpferde, Elefanten und Löwen dutzendfach tummelten.  
 
Diesbezüglich ist Costa Rica eine Herausforderung. Mit 15 Mann durch den Dschungel zu trampeln, vertreibt nämlich so ziemlich jedes Tier, das nicht dösend in einem Spinnennetz hängt. Dennoch werden überall solche Touren angeboten, mit Guides, die mit Fernglas und Laserpointer auf die Pirsch gehen, eine ganze Gruppe im Schlepptau, die mehr Lärm macht, als jedem Tapir lieb ist. Dann doch lieber auf eigene Faust irgendwo hinsetzen und abwarten, oder zumindest alleine langsam und leise suchen. Die Belohnung dazu folgte für mich zumindest in Form eines kleinen Nasenbärs. 
 
Ein Erdbeerfrosch in Costa Rica. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Die Suche nach den winzigen giftigen Erdbeerfröschchen war etwas einfacher und bedurfte nicht stundenlangem stillen Ausharren. Einige von ihnen tummelten sich direkt in der Nähe unserer Lodge bei Tortuguero - und auch wenn sie flink vor der menschlichen "Gefahr" zu fliehen versuchten, waren sie doch nicht schnell genug, um meiner Kamera zu entkommen. Scheu scheinen jedenfalls die meisten Tiere zu sein. Schildkröten tauchten flott ab, wenn sie uns bemerkten, Eisvögel machten die Flatter, Jesus-Christus-Echsen tapsten rasant über den Bach davon. Überhaupt keine Scheu hatten hingegen eine Handvoll Fledermäuse, die ordentlich aufgereiht am Holzdach des Bootsanliegers ihren Mittagsschlaf hielten. Oder Alligatoren und Kaimane, die faul in der Sonne am Ufer der Flüsse lagen.
 
Ein Faultier in Costa Rica. Foto: Wolfgang Bürkle
 
Ja, es ist einfach, in Costa Rica Tiere zu sehen. Es soll hier schließlich 900 Vogel-, 400 Reptilien- und 230 Säugetierarten geben. Aber sie rennen nicht publikumswirksam in der Quantität herum, wie in Afrika. Sie wollen im grünen Dickicht des Dschungels entdeckt werden. Ausharren, Durchhalten, Verweilen ist angesagt. Mit Glück hüpft einem ein Frosch vor die Füße, oder eine riesige Krabbe rennt durch das Schlafzimmer. Manchmal flattern auch ein paar Aras, Kolibris oder Tukane vorbei. Der Jaguar allerdings wird sich hier kaum einem präsentieren. Zwar hatte ich so einen schon einmal gesehen: im Privatzoo der Hacienda des einstigen Drogenbarons Pablo Escobar in Kolumbien. Das zeigt aber, dass man nicht nach Costa Rica fahren und erwarten sollte, ein bestimmtes Tier zu sehen. Denn Costa Rica ist kein Ort für den Ballermann- und Sensationstouristen. Es ist eher ein Land für Menschen, die die versteckten Glanzpunkte suchen wollen. Und wenn Mutter Natur mitspielt, dann zeigt sie auch ein paar ihrer Tiere.  
 
Schildkröte und Reiher in Costa Rica. Foto: Wolfgang Bürkle

 

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